Die Chancen zur Abwendung einer Krise nehmen im Lauf der Zeit ab, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden:

 

Meist zeigen krisengefährdete Unternehmen vordergründig die gleichen Eigenschaften:

  1. Die Zahl der Mitarbeiter im Unternehmen liegt bei bis zu 50 Personen.
  2. Das Unternehmen ist jung.
  3. Es ist in der Baubranche oder der Dienstleistungsbranche (Handel) angesiedelt.
  4. Die Rechtsform ist die Gesellschaft mit beschränkter Haftung GmbH
  5. Es ist wenig oder kein Eigenkapital vorhanden.
  6. Ein unerwarteter Absatzrückgang tritt ein.
  7. Ein Kunde / Lieferant, auch eine Kundengruppe, dominiert

Aber diese Aufzählung stellt die Gründe für die Krise nur unvollständig dar.

Die Krisenursachen sind vielschichtiger: Krisen entstehen immer aus dem Zusammentreffen mehrerer einschneidender Ereignisse und beherrschender Zustände:

Missmanagement und Fehlreaktionen auf Gefährdungen von außen

Die Ursachen ergänzen sich und liegen in Ursachen, die auf die Person des Unternehmers oder des dominanten Geschäftsführers liegen, werden durch organisatorische Schwachstellen verstärkt.

In der Krise werden taktische und strategische Fehlentscheidungen - insbesondere im Bereich des Jahresabschlusses - getroffen, die Verluste und damit zunehmende Verschuldung bringen.

Verluste und Verschuldung führen zu Liquiditätsengpässen und letztlich zur Zahlungsunfähigkeit.



Die Krisenursachen im Einzelnen sind

1. In der Person des Unternehmers oder des dominanten Geschäftsführers liegende Ursachen

  • Unerfahrenheit
  • Verschwendung, Spekulation
  • Führungsmängel, insbesondere
    - autoritäre Bindung der Mitarbeiter
    - Entscheidungsschwäche
    - mangelnder Überblick und Koordination
    - fehlende Kontrolle
  • Familienprobleme
  • Krankheit oder Tod des Protagonisten

2. In der Organisation liegende Ursachen

  • Strategie
    - ungeplantes inneres Wachstum
    - überhastetes äußeres Wachstum
    - zu enge Bindung an übermächtige Partner
  • Rechtsform
    - steuerliche Nachteile
    - unklare Rechtsnachfolge
  • Verbund
  • - schwache Partner
    - zu hohe oder zu niedrige Selbständigkeit der Verbundmitglieder
  • interne Organisation-
  • - zu tiefe oder zu flache Hierarchie
  • - unzweckmäßige Spezialisierung der Bereiche im Unternehmen
    - Unter- oder Überorganisation
  • Information
  • - Mängel im Planungs- und Kontrollsystem
    - ungenügende Informations- und Kommunikationstechnik
  • Beziehung zu den Arbeitnehmern
  • - persönliche Disachtung
  • - Streik bzw. Aussperrung
    - Obstruktion bzw. Sabotage

3. Finanzwirtschaftliche Ursachen

  • nicht erwarteter Einnahmenausfall
    - Forderungsausfall
    - Zahlungsverzögerungen von Kunden
    - Versagen der Liquiditätsreserve
  • mangelhafte Koordination von Einnahmen und Ausgaben (fehlender Liquiditätsplan)
  • nicht erwarteter Anfall von Ausgaben
    - Abzug von Krediten
    - ungeplante Zahlungsverpflichtungen
    - ungeplante Ausgabennotwendigukeiten

4. Strategische oder taktische Ursachen

  • Absatz

    - Produktprogramm
         + veraltete Produkttechnologie
         + zu hohe bzw. zu niedrige Produktqualität
         + kein bewusstes Portfolio
         + Eigenkonkurrenz

    - Preis
          + zu hoch bzw. zu niedrig
          + nicht dynamisiert
          + keine Wertsicherung

             - Absatzweg
                   + zu stark bzw. zu wenig gebunden
                   + zu abrupter Wechsel

  • Investition

              - Forschung und Entwicklungsaktivität
                    + zu wenig bzw. zu viel
                    + zu einseitig bzw. zu vielseitig
                    + zu wenig bzw. zu viel Kontrolle

              - Investitionsobjekt
                     + fehlender Produkt- bzw. Marktbezug
                     + unbekanntes Terrain d.h. keine Erfahrung
                     + zu wenig Freiheit (Zwangsinvestitionen)

              - Investitionsvolumen
                     + nicht mit dem Absatz koordiniert
                     + zu groß bzw. zu klein
                     + zu (dis)kontinuierlich

              - Investitionszeitpunkt
                     + zu früh - gemessen an der eigenen technologischen Kompetenz
                     + zu spät - gemessen an der Konkurrenz

  • Produktion und Logistik

             - Produktionstechnologie
                    + veraltet bzw. zu innovativ

             - Produktionsvolumen
                    + zu gering in Bezug auf die Absatzchancen
                    + schlecht koordiniert mit den anderen operativen Funktionen

            - Fehlende Produktionsflexibilität
            - Produktionsstandort
                    + zu zentral bzw. zu zersplittert
                    + unter politischen Risiken

  • Beschaffung

    - zu große bzw. zu kleine Beschaffungsmengen
    - zu hohe bzw. zu niedere Qualität
    - Lieferanten
          + zu wenige bzw. zu viele
          + zu innovativ oder zu veraltet

             - Preis und Währung
                   + zu hohe Einstandspreise
                   + keine Wertsicherung

Zusammenfassend kann festgestellt werden:

Die gefährlichen Kombinationen sind:

  • unsichere Fundamente (Kapitalseite)
  • im technologisch riskanten Bereich
  • bei unkontrollierter Expansion
  • ein starrsinniger, konservativer, uninformierter Patriarch an der Spitze
  • mit Abhängigkeit von großen Kunden und
  • Mitarbeiter, die innerlich gekündigt haben, für die privaten Interessen arbeiten oder sogar das Unternehmen bestehlen

Deshalb ist die klassische Krisendiagnose durch Bilanzanalyse zu ergänzen durch die eingehende und feinfühlige Analyse durch Berater, welcher die innerbetrieblichen und außerbetrieblichen Gegebenheiten erfassen, bewerten und im Zusammenspiel mit allen Kräften des Unternehmens für eine Verbesserung der Situation einsetzen kann.